Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Hürth zu den so genannten „Montagsspaziergängen“
Hürth im Februar 2022
Die Corona-Pandemie hat uns alle seit nunmehr zwei Jahren fest im Griff. Auch als Kirche erleben wir zahlreiche Entbehrungen, können viele Gemeindeaktivitäten nicht so umsetzen, wie wir es gerne würden und gewohnt sind. Zugleich freuen wir uns aber, dass auch gerade in dieser Dürrezeit der Zusammenhalt in unserer Gemeinde stark ist und ein Miteinander auch auf neuen Wegen gelingt.
Die Sorgen unserer Mitmenschen möchten wir ernst nehmen. Gerade aus Rücksicht um Gemeindeglieder, die zu den Risikogruppen gehören, haben wir unser Gottesdienstangebot in den vergangenen zwei Jahren vor allen Dingen im digitalen Bereich stark ausgebaut und auf Präsenzveranstaltungen in unseren Kirchen verzichtet. Gerade letzteres schmerzte sehr, besonders an hohen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder dem Ewigkeitssonntag. Wir möchten aber nicht, dass unsere Versammlungen zu Risikobegegnungen werden. Der Schutz unserer Besucher*innen hat für uns oberste Priorität.
Wir sind sehr froh darüber, dass es mittlerweile die Möglichkeit der Impfung gibt, die das Risiko einer lebensbedrohlichen Covid-Erkrankung deutlich minimiert und uns in einigen Bereichen auch schon entsprechende Lockerungen gebracht hat. Wir unterstützen die Impfaktionen aus voller Überzeugung und sehen darin eine große Chance, die Pandemie beherrschbar zu machen. Gemeinsam schaffen wir das! – Ein Slogan, der auch im Hinblick auf einen so genannten „Herdenschutz“ unserer Gesellschaft deutlich macht, dass es auf uns alle ankommt!
Als Teil der Evangelischen Kirche im Rheinland verstehen wir uns als weltoffene, aufgeschlossene Gemeinde, in der Solidarität und gegenseitiger Respekt einen hohen Stellenwert haben. In unseren Presbyteriumssitzungen haben wir durchaus auch kontroverse Meinungen diskutiert und versucht, einen guten Weg für unsere Gemeinde einzuschlagen.
Wir hören auch die Stimmen der Menschen, die ihre Angst und Sorge in Bezug auf eine Impfung oder die Corona-Regelungen und Schutzmaßnahmen zum Ausdruck bringen. Auch diese Meinungen nehmen wir wahr: Es gibt durchaus nachvollziehbare Argumente, warum man sich zum Beispiel nicht impfen lassen kann oder möchte.
Was uns in diesem Zusammenhang allerdings zunehmend Sorgen bereitet, sind die verharmlost „Spaziergänge“ genannten Demonstrationen, die vielerorts stattfinden. Auch in Hürth ist diese Form des Protests mittlerweile angekommen.
Es ist ein gutes demokratisches Grundrecht, seine Meinung frei zu äußern, sei es in der politischen ebenso wie in der kirchlichen Gemeinde. Wenn dabei allerdings gegen geltende Regeln verstoßen wird und dadurch, gerade in der aktuell extrem angespannten Lage mit der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante, Menschen in unserer Gesellschaft gefährdet werden, bereitet uns das große Sorgen. Sowohl eine Aushöhlung von Schutzmaßnahmen als auch Verschwörungstheorien oder eine grundsätzliche Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse verunsichern Menschen und gefährden uns alle. Zunehmend beeinflussen zudem rechtsextremistische Gruppierungen diese „Spaziergänge“. In viele Telegram-Gruppen, die zum Protest gegen die Corona-Politik aufrufen, mischt sich rechtsextreme Meinungsmache.
Menschen, die ihre Sorge in Bezug auf die Corona-Schutzmaßnahmen und Impfkampagnen kundtun wollen, werden von rechtsextremen und neonazistischen Gruppierungen instrumentalisiert, zum Teil ohne dies zu bemerken.
Von Verschwörungstheorien und rechter Stimmungsmache möchten wir uns deutlich distanzieren! Wir appellieren an unsere Gemeindeglieder, Solidarität zu leben, miteinander ins Gespräch zu gehen und auch Sorgen und Ängste des Gegenübers ernst zu nehmen. Gleichwohl gilt es ein waches Auge und Ohr zu haben, dass wissenschaftsfeindliche und rechtsextreme Entwicklungen in unserer Gesellschaft sofort gestoppt werden!
Vielen Dank für Ihre und Eure Unterstützung und bleiben Sie gesund!
Gottes Segen wünscht Ihnen das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Hürth.