Interview mit Pfarrerin Ute Grieger-Jäger

Was ist, was wird, was kommt?

Seit 1982 ist Pfarrerin Ute Grieger-Jäger an der Martin-Luther-Kirche in Gleuel tätig– damals war dies noch die Evangelische Johanneskirchengemeinde Gleuel. In diese Pfarrstelle wurde sie nach dem zweiten theologischen Examen, wie es zu dieser Zeit noch üblich war, eingewiesen. Zunächst arbeitete Frau Grieger-Jäger alleine, ab 1986 teilte sie sich die Stelle mit ihrem Mann Jürgen Jäger. Pfarrer Jäger ist seit drei Jahren im Ruhestand, seitdem hat Frau Grieger-Jäger die Stelle wieder zu 100% übernommen. Nun geht Ute Grieger-Jäger nach 36 Dienstjahren Ende März 2019 in den Ruhestand. Das ist eine Zäsur im Leben, die danach verlangt, nach vorne zu blicken, aber auch in die Vergangenheit zurückzuschauen.

MB: Liebe Ute, viele Menschen freuen sich auf ihren Ruhestand. Dein Mann ist nun schon seit drei Jahren in Pension. Mit welchen Gefühlen schaust du auf die nun vor dir liegende Zäsur?

UGrJ: Ich freue mich auf meinen Ruhestand. Man hat keine regelmäßigen Termine und Verpflichtungen mehr – einfach mal in den Tag hineinleben, in Ruhe ein Buch durchlesen und den eigenen Interessen nachgehen. Zum Beispiel endlich einmal intensiver den Sport angehen und das Studio von Josef Odenthal häufiger besuchen.

MB: Gibt es auch Dinge, die dir fehlen werden?

UGrJ: Ja, die Arbeit mit spontanen Kindern und Jugendlichen, die theologische Fragen vom Allerfeinsten ohne irgendeine Scheu stellen und mit denen man -auf ihrem Niveau- hervorragend diskutieren kann. Das ist auch ein Grund dafür, weshalb ich mich nach meiner Pensionierung gerne als Lesepatin engagieren möchte.

MB: Wie bist du eigentlich zu dem Entschluss gekommen, Theologie zu studieren und ins Pfarramt zu gehen?

UGrJ: In meiner Schulzeit hatte ich einen engagierten und sehr motivierenden Pfarrer als Religionslehrer. Der hat mich in meiner religiösen Entwicklung stark geprägt. Sicherlich spielte auch die christliche Erziehung im Elternhaus eine grundlegende Rolle. Meine Tante Erna -Leiterin der Frauenhilfe meiner Heimatgemeinde- sponsorte mir nach meinem Studium den Talar – der übrigens bis heute durchgehalten hat!

MB: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… Wie war das damals bei dir, als du die Stelle in Gleuel angetreten hast?

UGrJ: „Viel studiert – von nichts eine Ahnung.“ Ein bisschen fühlte ich mich damals so: Es kamen viele Aufgaben auf mich zu, bei denen mir anfangs nicht so klar war, dass sie meine sein sollten und wie ich sie erfüllen könnte. Zum Beispiel die Leitung des Presbyteriums, eine Mitarbeiterschaft führen oder auch die unzähligen Verwaltungsaufgaben. Aber – und das ist das schöne einer Kirchengemeinde – es gibt immer Menschen, die sich mit ihren Ideen einbringen und ehrenamtlich unterstützen. Einer der langjährigsten Wegbegleiter war und ist Herr Lothar Ebert, bis heute unser Kirchmeister in der Gemeinde, kompetenter Fachmann und Ratgeber auf zahlreichen Gebieten. Mit solchen Menschen gelangen dann auch schwierige Aufgaben.

MB: In 36 Dienstjahren geschieht vieles. Dinge, über die man sich freut, aber auch Dinge, über die man sich geärgert hat. Welche Begebenheiten erinnerst du diesbezüglich?

UGrJ: Die letzten Tage habe ich mich durch die Fotoalben und Chroniken gewühlt, um einige Bilder für dieses Interview zu finden. Dabei ist mir wieder richtig bewusst geworden, wie aktiv und vielfältig unsere Gemeinde war und auch immer noch ist. Was haben wir nicht alles auf die Beine gestellt! Große Sommerfeste, die „grüne Mappe“ für neu Zugezogene, die ein großes Medienecho ausgelöst hat. Aber auch die vielen unterschiedlichen Gottesdienste und Andachten. In den letzten Jahren hervorstechend waren die sogenannten Gottesdienst-Matineen. Bedeutende Künstler, die im Rahmen des Erftkreiszyklus‘ in den Burgen und Schlössern musizierten, kamen zu uns in den Gottesdienst und musizierten für die Gemeinde. Dem Leiter des Hürther Musikseminars, Herrn Hans-Josef Lang, der diesen Konzertzyklus organisierte, verdanken wir dieses außergewöhnliche Gottesdienstgeschehen. Auch die Kunstausstellungen meines Mannes Jürgen Jäger – zum Teil auch mit musikalischer Begleitung – waren Höhepunkte im Kirchenjahr. Was mich teilweise bedrückt und traurig macht, ist die Tatsache, dass -obwohl wir eine offene, einladende Gemeinde sind- so viele Menschen aus der Kirche austreten.

MB: Wenn du nicht mehr hauptamtlich tätig bist – was hast du dir vorgenommen und wie wird es für dich weitergehen?

UGrJ: Vor sieben Jahren habe ich eine Ausbildung in Geistlicher Begleitung zur Meditations- und Kontemplationsleiterin gemacht. In den letzten Jahren war ich immer schon im Haus der Stille tätig, dem Meditationshaus unserer Landeskirche in Rengsdorf im Westerwald. Diese Arbeit möchte ich gerne in Zukunft fortführen. Als Geistliche Begleiterin führe ich auch weiterhin Gespräche mit Menschen, die „auf der Suche“ sind, um ihre religiösen und Glaubens-Fragen zu besprechen.

MB: Liebe Ute, vielen Dank für das Gespräch und deine interessanten Eindrücke, die wir gar nicht alle festhalten konnten! Im Namen unserer Kirchengemeinde danke ich dir für deinen langjährigen Dienst an der Martin-Luther-Kirche in Gleuel. Wir wünschen dir alles erdenklich Gute und Gottes reichen Segen auf deinem neuen Lebensabschnitt.

Text: MANUEL BUSCH
FOTOS: PRIVAT