Ich bin dann mal weg

Vom Wachsen und Umtopfen

Text: Vikarin Janneke Botta,

In meinem ersten Semester des Theologiestudiums schenkte mir die Sekretärin der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal einen kleinen Steckling. Sie hatte ihn selbst gezogen, aus einem Mandarinenkern. Behutsam habe ich das Pflänzchen mit in mein Wohnheimzimmer genommen, es ans Licht gestellt und dann und wann gegossen. Bald schon brauchte es einen größeren Topf. Dann ist es mit mir umgezogen an die nächsten Studienorte. Und heimlich vor sich hin gewachsen.

Seit drei Jahren steht die Pflanze jetzt in meinem Wohnzimmer in Hürth. Und sie ist mittlerweile bald so groß wie ich. Neulich habe ich sie mal wieder umgetopft, neue Erde eingefüllt, ein paar querwachsende Zweige rausgeschnitten, damit die anderen mehr Platz bekommen. Und ich hab‘ das Bäumchen gedüngt, damit es gut weiter wachsen kann, gerade jetzt im Frühjahr.

Mir wird es in diesem Frühjahr ganz ähnlich ergehen wie meinem Mandarinenbäumchen. Ein Ortswechsel steht an – ich werde quasi umgetopft. Denn mit dem Ende des Vikariats endet auch meine Zeit in Hürth, so sieht es die Landeskirche vor. Ein großer Umbruch also. Und der bereitet mir Vorfreude, aber auch Wehmut. Denn ich bin gerne hier in Hürth – vor allem wegen Ihnen, den Menschen, die mir in der Gemeinde begegnet sind.

Die Gemeinde war ein sehr nährreicher Boden für mich. Ich habe hier wahnsinnig viel gelernt und bin gewachsen, manchmal sogar über mich hinaus. Jetzt braucht es einen neuen Topf, einen neuen Ort, an dem ich als Pfarrerin arbeiten und hoffentlich weiter wachsen werde.

Hürth deshalb hinter mir zu lassen, das fühlt sich auch ein bisschen so an, als würde einer ein schöner Zweig aus dem Gehölz geschnitten. Aber vielleicht braucht es auch immer wieder diese Veränderungen, diesen neuen Boden unter den Füßen und Platz, um weiter wachsen zu können.

In Psalm 1 heißt es: Der Mensch, der an Gott glaubt, ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.