Sieben Wochen ohne Lügen

Mal ehrlich!
Sieben Wochen ohne Lügen

Früher hätte das für mich unattraktiv geklungen: „7 Wochen Ohne“. Heute könnte ich mir da ne Menge vorstellen. Sieben Wochen ohne Termine, ohne Stress, ohne Konflikte – wunderbar!

Beinah hätte ich gesagt, dass es genau darum geht, aber das stimmt nicht ganz. Es geht nicht darum, Unangenehmes von sich abzuhalten. Fasten ist auch mehr als eine fromm aufgeladene Diät wie landläufig vermutet. Es geht vielmehr um den ganzen Schlamassel, in den wir uns im Laufe unseres Erwachsenenlebens hineinmanövriert haben und der besteht ja aus mehr als aus Kalorien, sorry!

7 Wochen Ohne nennt sich die Fastenaktion der evangelischen Kirche. Jedes Jahr nimmt sie einen anderen „oben auf liegenden“ Bereich unseres Lebens in den Blick.  In diesem Jahr geht es um unseren oft recht flexiblen Umgang mit der Wahrheit.

Gewiss, wir flunkern oft, um andere nicht zu verletzten, das ist sehr nett, aber – Hand aufs Herz – noch häufiger sagen wir nicht die Wahrheit, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Wir scheuen die Auseinandersetzung. Unsere Wahrheiten verbreiten wir lautstark dort, wo wir sicher sind, dass wir auf Zustimmung stoßen. Vermuten wir auch nur den kleinsten Widerstand, wird es still um unsere Wahrheit.

Was hat uns so ängstlich gemacht? 7 Wochen Ohne lädt dazu ein, über unseren Umgang mit der Wahrheit und unsere Wahrheiten nachzudenken. Natürlich ist die eine oder andere Höflichkeitslüge weiterhin angebracht oder sogar geboten, aber es geht um die vielen Bequemlichkeitslügen, an die ich mich gewöhnt habe. Hier zu reduzieren wäre gewiss sehr lohnend!

Pfarrerin Christiane Birgden